彡Dânnâgôischd - Emm dichdâ Ondrholz (Vinterriket)

Dânnâgôischd (Urschwäbische Dialektik für „Tannengeist“) wurde 2009 von Christoph Ziegler gegründet. Informierte Genrehörer wissen, dass dieser in vielerlei Belangen außergewöhnliche Künstler seine Kreationen auch unter den Gruppennahmen Vinterriket, Atomtrakt und Nebelkorona veröffentlicht hat. Bei Dannagoischd agiert er unter dem Pseudonym Waldwuudz. Limitiert auf 1.000 grafisch recht stimmungsvoll aufgemachte Digipak-Einheiten, liegt mit „Emm dichdâ Ondrholz“ („Im dichten Unterholz“) ein zutiefst beherzt dargebotenes Manifest an alpiner Folkloremusik vor, welches aufgrund einiger Einflussvielfalt sehr erfrischende Züge offenbart. 16 herrlich verschroben ertönende Nummern sind enthalten, bewusst simpel instrumentiert und genau dadurch sehr effizient in der Gemütswirkung. Allein schon der kantig-knackig rhythmisierte Opener „Waldfuir“ („Waldfeuer“) samt seinem eingängigen mehrstimmigen Refrain führt genau auf die richtige Fährte. Weiter geht es mit einer einzigartigen stilistischen Mischung, welche am allerbesten mit der Spartenkategorisierung „Alpine Forest Folk“ umschrieben ist. Mittels hörbar huldigenden Flötenklängen und durch durchdachte Zuhilfenahme von perfekt passenden Soundsamples wie beispielsweise Singvogelgezwitscher, Eulengeheul, Schweinegrunzen, Hundegebell, Lagerfeuerknistern, Gebirgsbachrauschen etc. erreicht Alpenkultmeister Waldwuudz eine große Hörerlebnistiefe.

Und, ganz egal, ob besungene uralte Legenden, faszinierende Sagen, interessante Überlieferungen, egal, ob es sich um Fiktives oder Reales handelt: Textlich dreht sich hier rein alles um das spätabendliche beziehungsweise tiefnächtliche Treiben im mystischen Bergforst sowie all die vielen düsteren Atmosphären und aufwühlenden Stimmungen, die man als Menschlein dort so zu durchleben hat. Lässt man sich voll und ganz auf die Dannagoischd-Scheibe ein, sieht man all die Wichtel, Forstkobolde und Bergwaldgeister förmlich vor dem geistigen Auge spukhaft zwischen den Bäumen hin und her und auf und ab tanzen. Die aber trotzdem nicht selten erheiternd schelmischen Lyriken dieser Liebhaberplatte sind sämtlich im schwäbischen Dialekt verfasst worden. Und wer dieses kauzigen Dialektes mächtig ist, der bekommt hier bei Dannagoischd so einiges zum Schmunzeln zu hören … denn munter getextet geht es weiter mit „D’Rehla enn dr Lichdong“ („Die Rehlein in der Lichtung“), „Harbschdwald“ („Herbstwald“), „S’Raschla dr Danna“ („Das Rauschen der Tannen“), „Schnai emm Fiidla“ („Schnee im Hintern“), „Veglgsang“ („Vogelgesang“), „Wildsei / Wildwäggsl“ („Wildsäue / Wildwechsel“), „Enn Hersch onnd enn Haas“ („Ein Hirsch und ein Hase“), „Derre Äschd“ („Dürre Äste“), „Bei Naachd onnd Näabl“ („Bei Nacht und Nebel“), „Dod’de Wuudzla“ („Tote Wurzeln“), „D’Figgs emm Oggdobr“ („Die Füchse im Oktober“), „Baumschdempf“ („Baumstümpfe“), „Aichhernle“ („Eichhörnchen“), „D’Waldhidde amm Bächle“ („Die Waldhütte am Bächle“) und schließlich „Fadzazug“ („Trunkenheitsheimweg“).

Einmalig. Man sagt, Tradition ist nicht das halten der Asche, sondern das Weitergeben der Flamme, und hier „Emm dichda Ondrholz“ flackern und lodern nicht nur die fein duftenden Waldfeuer, sondern auch die innigliche Liebe zu Althergebrachtem, zu Zeitlosem.

© Eckbert, 19.12.2009

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