Dabei hatte sich die Staatsführung seit Gründung der DDR wahrhaft bemüht, die nationale Musikkultur in den Dienst des Klassenkampfs zu stellen. Kindergartenkids trällerten Arbeiterlieder, Kollektive tanzten im sozialistischen Geist den »Aufbauwalzer«. Doch populär waren diese Kreationen in der Bevölkerung, vor allem bei jungen Leuten, nie.
Von Jazz über Rock'n'Roll bis Pop und Punk - die Musik und Jugendkultur des Westens waren immer Vorbild und Folie. Illegal erworbene Westplatten hatten Kultstatus. In den wenigen Diskotheken des Landes wie auch im Radio durften diese Platten allerdings nicht gespielt werden. Darüber wachte eine Anordnung aus dem Jahre 1958, die bis zum Ende der DDR ihre Gültigkeit behielt: »60:40« war die Zauberformel, d.h. sechzig Prozent aller aufgeführten Werke mussten von Komponisten aus dem Ostblock stammen. Die Diskjockeys, offiziell »Schallplattenunterhalter« genannt, mussten Listen über die gespielten Titel führen und die Herren der Staatssicherheit wachten penibel über die Einhaltung der Vorgabe. Mit langen Haaren, selbst genähten Parkas und Jeans-Imitaten versuchten die Jugendlichen in Ostdeutschland an den Zeitgeist im Westen anzuknüpfen. Doch die Hippies Marke Ost entsprachen so gar nicht dem Bild »sozialistischer Persönlichkeiten«.
Die Staatsführung reagierte entsprechend verärgert. Erich Honecker, ehemals Vorsitzender der Freien Deutschen Jugend (FDJ), ließ eigens ein Gutachten erstellen, das die »Schlagertexte als Mittel ideologischer Diversion der imperialistischen Propaganda« verteufelte. Für die Bands 40 Jahre lang eine schmale Gratwanderung zwischen Fans und Funktionären, zwischen Westtrend und Ostidentität, zwischen Anpassung und Aufbegehren.
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