Ihn interessiert der Mensch und seine Beziehungen, er spürt choreographisch dem nach, was mit Worten nicht oder nicht mehr gesagt werden kann. Der Tanz als neue Dimension, in der keine Märchenfiguren, sondern wirkliche Menschen agieren: Das ist das künstlerische Credo des seit 1973 in Hamburg wirkenden amerikanischen Choreographen und Ballettdirektors John Neumeier. Eines seiner markantesten Werke ist die Interpretation von Tschaikowskys Schwanensee, die unter dem Titel 'Illusionen - Wie Schwanensee' 1976 Premiere hatte und nun - anlässlich von Neumeiers 60. Geburtstag - in einer Neuproduktion auf DVD erscheint. Die DVD erschliesst dem Zuschauer eine farbige Reise durch die Welt von Neumeiers Ballett-Arbeit: Neben dem eigentlichen Werk, das im Mai und Juni 2001 in Hamburg mitgeschnitten wurde, enthält sie ein umfangreiches Porträt des 1942 geborenen Neumeier, ein Interview zur Konzeption und Entstehung seines Balletts, Filme über die Probenarbeit sowie Porträts der Solisten. In seiner Schwanensee-Deutung verbindet Neumeier Tschaikowskys Komposition mit der Figur des bayerischen Königs Ludwig II., dessen Märchenfantasien um das Symbol des Schwans kreisten - so nicht nur in seiner Identifizierung mit Wagners Schwanenritter Lohengrin, sondern auch in Gestalt des Schlosses Neuschwanstein. Die Zusammenhänge zwischen Tschaikowsky und dem König wurden in den 70er Jahren erstmals veröffentlicht - und so zeigt sich Neumeier in seiner Interpretation als Deuter der immer noch von vielen Geheimnissen umwehten Gestalt Tschaikowskys.
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